Windeldermatitis: Behandlung und Vorbeugung - NetDoktor.de

2023-03-16 17:09:11 By : Ms. kerry wei

Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.

Windeldermatitis ist ein Hautausschlag in der Windelregion. Er betrifft typischerweise Säuglinge und Kleinkinder. Aber auch ältere, inkontinente Menschen können an Windeldermatitis leiden. In vielen Fällen ist die Haut zusätzlich von Pilzen befallen. Dem Windelausschlag lässt sich auf einfachem Wege vorbeugen. Wie das geht und wie die richtige Windeldermatitis-Behandlung etwa gegen den wunden Po bei Baby und Kleinkind hilft, lesen Sie hier.

Ein wunder Po bei Baby, Kleinkind oder inkontinenten Patienten wird als Windeldermatitis bezeichnet. Dieser Begriff steht allgemein für einen Hautentzündung im Intim- und Gesäßbereich.

Manchmal ist das betroffene Hautareal zusätzlich von Pilzen oder Bakterien befallen. In der feucht-warmen Windelregion können sich diese Keime nämlich besonders gut vermehren. Dabei besiedeln Hefepilze der Gattung Candida die Haut mit etwa 75 Prozent deutlich häufiger als Bakterien. Eine im Windelbereich lokalisierte Pilzinfektion bezeichnen Ärzte als Candidosis genito-glutealis.

In manchen Fällen kann sich die Windeldermatitis auf benachbarte Hautareale (beispielsweise Oberschenkel, Rücken, Unterbauch) ausbreiten. Mediziner sprechen hierbei von Streuherden.

Ein geröteter, wunder Po beim Baby tritt relativ häufig auf. Etwa zwei von drei Kindern bekommen mindestens einmal in ihrem Leben eine Windeldermatitis (Typ I), meist in den ersten Säuglingsmonaten. Ältere Menschen, die ihren Urin oder Stuhl nicht mehr kontrolliert halten können (Harn- beziehungsweise Stuhlinkontinenz), tragen zum Schutz oft Windelhosen. Daher kann auch bei ihnen eine Windeldermatitis (Typ II) auftreten.

Typische Symptome einer Windeldermatitis sind:

Weil der wunde Po für Babys sehr unangenehm ist, weinen sie häufiger und schlafen schlechter.

Auf Babys wunden Po können sich Hefepilze ausbreiten: Der typischerweise im Darm lebende Pilz Candida albicans kann sich leicht auf der geschädigten Haut ansiedeln und so zu Windelsoor führen. Die Hautveränderungen sind in diesem Fall nicht mehr scharf begrenzt, sondern einzelne Knötchen sowie Pusteln und Pickeln breiten sich in die Umgebung aus (z.B. auf den Oberschenkeln). Am Rand des Ausschlags schuppt die Haut oftmals.

Seltener zieht eine Windeldermatitis eine Infektion mit Bakterien (wie Staphylokokken) nach sich. Typisches Anzeichen dafür sind einzeln stehende Pusteln, Blasen oder Knötchen, die mit einem deutlichen roten Hof umrandet sind - bei Windelsoor sind die Pusteln kleiner, zahlreicher und weniger deutlich rot umrandet. Entwickelt der Patient Fieber, haben sich die Bakterien im Körper ausgebreitet.

Infolge einer Infektion können manchmal auch Hautveränderungen am Oberkörper, im Gesicht und auf dem Kopf entstehen. Beispielsweise wurde in Studien vor allem die Verbindung einer bakteriellen Windeldermatitis und der Borkenflechte (Impetigo contagiosa) beobachtet.

Die Entstehung einer Windeldermatitis kann verschiedene Ursachen haben. Grundsätzlich wird die Genitalhaut vor allem durch wiederholten und längeren Stuhl- und Urinkontakt gereizt. Unter der wasser- und luftdichten Windel staut sich die dadurch entstandene Feuchtigkeit und Wärme (Okklusion) - es bildet sich eine sogenannte feuchte Kammer. Infolgedessen quillt die obere Hautschicht auf und verliert ihre Schutzfunktion.

Verstärkt wird dieser Effekt durch Ammoniak. Diese chemische Verbindung aus Wasser- und Stickstoff entsteht bei der Spaltung (durch das Enzym Urease) des im Urin befindlichen Harnstoffs. Ammoniak reizt die Haut der Windelregion. Außerdem hebt es den pH-Wert der Haut leicht an. Auf diesem Weg verliert die Haut ihren Säureschutzmantel. Dieser verhindert normalerweise das Wachstum einiger Krankheitskeime.

Im feucht-warmen Windelmilieu und durch eine gestörte Schutzfunktion der Haut können sich Erreger (insbesondere der Hefepilz Candida albicans) nun besonders leicht vermehren und in die Haut eindringen. Dort lösen sie Entzündungsreaktionen aus, und die Haut erscheint stark gerötet. Besonders leicht passiert dies bei geschwächtem Immunsystem. Deshalb sind vor allem Neugeborene in den ersten drei Lebensmonaten betroffen - ihr Immunsystem ist noch nicht ausgereift.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Risikofaktoren, die eine Windeldermatitis auslösen oder verschlimmern können. Enge Windeln können auf der Haut scheuern und diese dadurch reizen und schädigen. In wenigen Fällen vertragen Betroffene bestimmte Materialien der Windel nicht. Derartige allergische Reaktionen werden als Kontaktekzem bezeichnet. Auch auf Duft- oder Konservierungsstoffe mancher Hautpflegeprodukte oder Waschmittel können Kinder wie Erwachsene allergisch reagieren und so eine Windeldermatitis entwickeln.

Eine schlechte Hygiene trägt entscheidend zu Babys wundem Po bei. Säuglinge wie auch Schutzhosen tragende Erwachsene, die nur selten gewickelt oder nicht gründlich gewaschen oder abgetrocknet werden, haben ein erhöhtes Windeldermatitis-Risiko.

Hat ein Baby wunde Po-Haut ist immer auch an Darm- beziehungsweise Durchfallerkrankungen zu denken. Häufiger und flüssiger Stuhlgang verstärkt die Hautreizung. Zudem erhöht eine Darmpilzerkrankung (Darmcandidose) das Risiko einer Windeldermatitis mit Pilzbefall. Dabei muss die Haut nicht vorgeschädigt sein. Allein die feuchte Kammer in der Windel genügt zur Vermehrung der Pilze und Besiedlung der Genital- und Analhaut.

Eine zusätzliche Infektion der Haut mit krankheitsauslösenden Erregern wird auch durch verschiedene Grunderkrankungen begünstigt. Dazu zählen Hauterkrankungen wie beispielsweise Neurodermitis (atopisches Ekzem), Schuppenflechte (Psoriasis), seborrhoisches Ekzem oder ganz allgemein eine trockene Haut. Aber auch ein geschwächtes Abwehrsystem erhöht das Risiko einer Windeldermatitis.

In Studien wurde darüber hinaus festgestellt, dass ein Mangel an Biotin (Vitamin B7, v.a. in Eiern, Milch, Sojaprodukten, Nüssen) die Entstehung einer Windeldermatitis begünstigt. Gleiches gilt für das lebenswichtige Spurenelement Zink. Eine Aufnahmestörung wie bei der angeborenen Acrodermatitis enteropathica, aber auch einseitige Diäten verursachen typischerweise einen Zinkmangel und erhöhen dadurch das Risiko einer Windeldermatitis.

Die Diagnose einer Windeldermatitis stellt der Kinderarzt oder ein Facharzt für Hauterkrankungen, der Dermatologe. Dabei genügt es meist, wenn der Mediziner die betroffenen Hautstellen gründlich begutachtet. Klassische Anzeichen (Rötung, Pusteln, Nässen, Schuppen) und das Auftreten im typischen Hautbereich (Genital, Po, Rücken, Unterbauch, Oberschenkel) reichen meist aus, um eine Windeldermatitis zu diagnostizieren.

Die genaue Hautuntersuchung ist auch wichtig, um eine Windeldermatitis von anderen Erkrankungen abzugrenzen. Das atopische Ekzem (Neurodermitis, Milchschorf) beispielsweise zeigt sich in wenigen Fällen in der Windelregion. Meist treten die nässenden, krustig belegten Hautveränderungen aber bevorzugt am Kopf und am Körperstamm auf. Die kindliche Schuppenflechte betrifft ebenfalls mehrere Hautareale und ist an rötlichen, schuppigen Hautverhärtungen (Plaques) zu erkennen.

Bei der körperlichen Untersuchung achtet der Arzt auch auf weitere Krankheitsanzeichen außerhalb des Windelbereichs. Der Hefepilz Candida albicans beispielsweise befällt häufig auch Mund und Darm. Um den genauen Erreger zu bestimmen, macht der Arzt einen Abstrich des betroffenen Hautareals. Das ist vor allem bei schweren Verläufen (zusätzliche bakterielle Infektion) notwendig oder wenn die verordnete Windeldermatitis-Therapie versagt hat.

Besteht der Verdacht einer Allergie, führt der Arzt entsprechende Tests durch. Dazu zählt vor allem der Epikutantest. Mögliche auslösende Stoffe des Windelausschlags werden dabei mit bestimmten Testpflastern auf ein gesundes Hautareal geklebt. Innerhalb von 48 Stunden entwickelt sich im Falle einer Allergie der typische Ausschlag. Unter Umständen nimmt der Arzt dem Patienten auch Blut ab (z.B. zur Bestimmung der Entzündungswerte oder des Zinkgehalts). Bei schweren Durchfällen helfen meist Stuhlproben, um die Ursache abzuklären.

Wurden Grunderkrankungen als Ursache ausgeschlossen, setzt man auf folgende Maßnahmen, um Babys wunden Po zu heilen. Sie eignen sich auch zur Vorbeugung einer Windeldermatitis!

Der ständige Kontakt mit einer feuchten Windel begünstigt die Entstehung einer Windeldermatitis. Lassen Sie deshalb Ihr Kind, so oft es geht, ohne Windel strampeln, krabbeln oder herumlaufen. Bereits bestehende Windelausschläge heilen unter frischer Luft ebenfalls schnell ab. Gleiches gilt auch für die Windeldermatitis älterer Personen. So ist es beispielsweise auf Intensivstationen üblich, die Patienten durchgehend ohne Schutzhosen zu belassen.

Es wird empfohlen, die Windeln nicht nur mehrmals am Tag zu kontrollieren, sondern auch alle drei bis vier Stunden zu wechseln (bei Urin- und Stuhlentleerung sofortiger Wechsel). Damit die Windel nicht zu sehr reibt, sollte sie locker angelegt werden. Dann kann sich weniger Wärme darunter stauen.

Verwenden Sie Windeln, die luftdurchlässig und stark saugfähig sind (evtl. mit einem Gelkissen). Bei einer bestehenden Windeldermatitis sind Wegwerfwindeln Stoffwindeln vorzuziehen, da sie die Feuchtigkeit besser abtransportieren können.

Waschen Sie alle verwendeten Textilien nach dem Gebrauch bei mindestens 60 Grad Celsius (Kochwäsche).

Verwenden Sie zur Reinigung lediglich warmes, klares Wasser. Auf Seifen oder spezielle Pflegeprodukte sollten Sie verzichten, da diese die Haut unnötig reizen und unter Umständen Allergien auslösen können. Getrockneter Schmutz oder Salbenrückstände lassen sich mit einem Öl-benetzten Tuch (bspw. Oliven- oder Mandelöl) oder sogenannten Syndets (synthetische Detergentien) gut entfernen.

Tupfen Sie abschließend die Windelregion gründlich trocken - mit einem weichen Tuch, um die entzündete Haut einer Windeldermatitis nicht zusätzlich zu reizen. Achten Sie beim Trocknen insbesondere auf Hautfalten, wo sich das feucht-warme Milieu leicht ausbilden kann.

Häufig tritt eine Windeldermatitis auf, wenn die Windelmarke gewechselt oder neue Pflegeprodukte verwendet wurden. Fragen Sie sich daher immer auch, ob Sie vor kurzem etwas verändert haben. Haben Sie bereits bestimmte Windeldermatitis-Salben ohne Erfolg getestet, verwenden Sie diese nicht mehr und befragen Sie einen Arzt. Achten Sie auch auf mögliche neue Ernährungsgewohnheiten. Diäten, scharfe Speisen oder bestimmte Darmerkrankungen können eine Windeldermatitis auslösen oder verstärken.

Stellen Sie bei Ihrem Kind oder Verwandten einen Ausschlag fest, sollten Sie Ihren Kinder- oder Hautarzt aufsuchen. Dieser kann mögliche Grunderkrankungen ausschließen und gibt nützliche Tipps zur Windeldermatitis-Behandlung. Zögern Sie nicht, ihn auch direkt nach speziellen Behandlungsmöglichkeiten zu fragen. Bei einer zusätzlichen Infektion der Haut wird der Arzt außerdem Medikamente verordnen.

Auch Hebammen haben oft Tipps für die Behandlung von Windeldermatitis parat. So hat manche Hebamme die Erfahrung gemacht, dass beispielsweise Heilwolle wunde Pos bei Kleinkind und Baby heilen kann. Diese vom Schaf stammende Wolle wird in die Windel eingelegt. Das enthaltene natürliche Wollwachs (Lanolin) soll Entzündungen hemmen sowie der Belüftung und Flüssigkeitsaufnahme der Haut dienen. Es kann jedoch auch allergische Reaktionen auslösen.

Bei einer Windeldermatitis sind besonders weiche, zinkhaltige Pasten auf Wasserbasis geeignet. Auf stark nässende Ausschläge können zuvor austrocknende und desinfizierende Softpasten aufgetragen werden. Bei schweren Hautschäden sind unter Umständen auch Cortisonsalben hilfreich. Diese sollten aber ausschließlich durch den Arzt und nur für kurze Zeit verwendet werden.

Stellt der Arzt eine Besiedlung der Windeldermatitis mit Hefepilzen oder Bakterien fest, verschreibt er Medikamente, die speziell gegen diese Keime wirken. Bei Pilzinfektionen handelt es sich um Antimykotika (z.B. Miconazol, Nystatin). Dabei genügt es, die verordneten Pasten mehrmals am Tag dünn auf die befallene Hautregion aufzutragen. Hat sich der Pilz jedoch auch an anderer Stelle ausgebreitet, beispielsweise im Mund oder Darm, muss die antimykotische Behandlung ausgeweitet werden (Mundspülungen, Tabletten). Bei einer bakteriellen Infektion sind Antibiotika Mittel der Wahl.

Eine Expertengruppe aus Kalifornien hat in einem Fachartikel die Empfehlungen zur Windeldermatitis-Behandlung mit den Buchstaben ABCDE zusammengefasst:

Eine Windeldermatitis heilt in aller Regel innerhalb kurzer Zeit folgenlos ab. Wichtig dabei ist, vorbeugende Maßnahmen einzuhalten, verursachende Risikofaktoren zu vermeiden und mögliche Infektionen sorgfältig zu behandeln.

Eine mögliche Folge einer unsachgemäßen Windeldermatitis-Therapie ist das sogenannte Granuloma gluteale infantum. Es kann bei übermäßiger Behandlung mittels kortisonhaltiger Windeldermatitis-Salben entstehen und zeigt sich durch derbe, bläulich-rote und schmerzhafte Knötchen entlang einer Hautlinie im Intimbereich. Diese bilden sich häufig mit der Windeldermatitis zurück, können aber auch sichtbare Narben hinterlassen.

Manchmal kommt es nach einer abgeheilten Windeldermatitis zu Rückfällen (einmalig oder mehrmals). Besonders dann ist es ratsam, einen Kinderarzt oder Dermatologen aufzusuchen und das Kind auf mögliche Grunderkrankungen (Abwehrschwäche, Allergien usw.) untersuchen zu lassen. Unter Umständen breitet sich die Windeldermatitis auch auf andere Körperregionen aus. Dies kann in manchen Fällen auf eine Infektion des gesamten Körpers hindeuten. Auch hier sollte schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden. So können bei rechtzeitiger Behandlung schwerwiegende Komplikationen einer infizierten Windeldermatitis vermieden werden.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.

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