6 Abschleppseile im Test: Das beste Zugsystem für Bike-Touren mit Kindern

2023-03-16 17:02:38 By : Mr. xiujian Yao

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Wir staunten in diesem Jahr nicht schlecht: Jede Menge neuer Abschleppseile für Kinder-Fahrräder tauchten bei uns in den Pressemitteilungen auf. Und nachdem wir eine der Neuheiten bereits einzeln getestet hatten, schrie die schiere Menge danach: Testet uns! Stellt uns vor! Es gibt so viele Kids da draußen, die uns wirklich gut finden werden! Und so kam es auch: Wir suchten uns aus der mittlerweile großen Auswahl verschiedenster Systeme insgesamt 6 Modelle aus und haben diese einander gegenübergestellt. Hier ist der Test!

„Meine Güte, die können doch selber fahren! Früher sind wir alles selber hochgetreten, die aktuelle Generation ist doch nur noch verweichlicht!“ Das mag für manche so sein. Alle anderen aber tun sich, der Tour und auch den Kids durchaus etwas Gutes, wenn entweder der Anstieg für die Kondition der Kids noch etwas zu lang oder die Rampe für Kinder-Mountainbikes doch zu steil ist. Alles zum Thema Kinder-Mountainbike gibt es übrigens hier: Kinder-Mountainbike: Kauftipps, Infos und die richtige Größe

Und auch der Test-Autor selbst wusste schon vor diesem Test durchaus zu schätzen, wenn man im Notfall ein Zugsystem parat hat, das der Demotivation des Nachwuchses im richtigen Moment entgegenwirkt. Also gilt ganz grundsätzlich das Prädikat: Absolut sinnvoll! Dennoch heißt Zugsystem nicht gleich Zugsystem, denn die Einsatzmöglichkeiten sind variabel und nicht alle Modelle sind für jedes Kind das Richtige. Damit du das richtige System für deinen Einsatzzweck kaufst, haben wir einen ganzen Schwung populärer Systeme bestellt und bewertet.

Falls dein Kind noch nicht Fahrrad fährt, lohnt sich ein Blick in diesen Artikel: Kinder Fahrradanhänger Test

Es geht einen sehr langen oder gar mehrere lange Anstiege hoch, den der Nachwuchs noch nicht alleine schafft, auch wenn er bergab schon gut unterwegs ist? Der wichtigste Punkt liegt für Bungee-Systeme auf dem Komfort, sowohl für die ziehende Person (Hände frei, Konzentration auf Straße oder Trail) als auch für die Person, die gezogen wird (möglichst gleichmäßiger Zug, kein Ruckeln). Im besten Fall ist das Zugseil für diesen Einsatz so stabil, dass es auch für Erwachsene funktioniert – dann lässt sich mit einem E-Mountainbike und einem Rad ohne Motor ein perfekter Shuttle-Service organisieren.

Kleine Fahrradenthusiasten verfügen oftmals noch nicht über eine hohe Kondition und müssen daher stellenweise gezogen werden, auch die Fahrtechnik ist meist noch nicht ganz sicher. Es ist daher nicht der wichtigste Punkt, das Kind möglichst lange Anstiege hinaufzuziehen (denn auch lange Abfahrten sind in Sachen Kraftausdauer meist noch nichts für Einsteiger), sondern stattdessen möglichst direkten, sicheren Support zu bieten. Daher liegen die wichtigsten Punkte auf zwei Faktoren: Sicherheit (Zugseil kann zu jeder Zeit gelöst werden, damit das Kind bei einem Fahrfehler nicht direkt stürzt und im schlimmsten Fall weitergezogen wird) und schneller Erreichbarkeit des Zugseils während der Fahrt – eben, wenn es spontan mal eine kurze Rampe bergauf geht.

Wichtig war uns eine möglichst große Vielfalt an verschiedenen Systemen, die eine oder mehrere dieser Einsatzmöglichkeiten abdecken können – wir haben nicht sämtliche Systeme getestet, die es mittlerweile gibt. Der Klassiker, der vermutlich am längsten auf dem Markt ist, ist TowWhee. Das Bungeeseil, das an Zugfahrrad und Kinderrad eingehängt wird, hat sich bewährt – und zwar so bewährt, dass es neben verschiedenen, ähnlichen Systemen sogar ziemlich dreiste Kopien gibt. Klar, dass wir auch eine dieser Nachbauten bestellt haben – für knapp ein Drittel des Preises haben wir ein Billig-Seil in TowWhee-Optik geordert. Drittes Bungeeseil im Bunde ist das Kids Ride Shotgun Tow Rope, das zwar sehr ähnlich funktioniert, aber ein eigenständiges Design aufweist.

Während man ein Bungeeseil grundsätzlich extra transportieren muss, gibt es mittlerweile auch Lösungen, die am Rad befestigt bleiben, aber im Fall der Fälle auch wieder schnell ohne Zusatzmittel wie Kabelbinder oder Verschraubungen gelöst werden können. Beispielsweise kommit: Dieses System wird unter dem Sattel des Zugfahrrades an den Sattelstreben befestigt, das Zugseil befindet sich eingerollt in einer runden Box.

Aber auch für zu ziehende Kinderräder gibt es fixe Lösungen: Diese haben zwar grundsätzlich das gleiche Ziel wie die bisher vorgestellten Systeme – ein Fahrrad den Berg hinaufziehen –, sind aber eher für die kurze Rampe zwischendurch gedacht. Aus dieser Kategorie sind die Systeme von Kidreel und BikeZipper mit an Bord, die mit Klett oder Gummistrap in Cockpit-Nähe befestigt werden.

Zusätzlich zum Testeindruck haben wir zur besseren Orientierung Gewichte und Seillängen erfasst. Um eine Vergleichbarkeit zwischen Spulen- und Bungee-Modellen zu haben, haben wir uns dabei auf die Länge des eigentlichen Zugseils konzentriert. Bei den Bungee-Modellen kommen die Schlaufen also noch extra obendrauf.

In folgender Tabelle haben wir die wichtigsten Informationen der Testkandidaten gegenübergestellt.

Beim BikeZipper handelt es sich um ein Abschleppseil für Kinderfahrräder, das schnell und einfach am Lenker montiert werden kann und nicht als fixierte Lösung gedacht ist. Als Griff fungiert eine Kugel aus Kork, die unkompliziert aufgenommen werden kann und nicht fest mit dem Ziehenden verbunden ist. Befestigt wird das Ziehsystem mit einem Klettband. Das Limit beim Gewicht liegt bei 25 kg – es ist also eher für jüngere Kinder gedacht, die kurzfristig eine Unterstützung am Berg benötigen. Die Kosten für das System liegen bei 26,95 €.

Im Detail Das mit Abstand kleinste System ist wirklich winzig: Kleiner Kasten mit Spule, Klettband, stabile Schnur, Korkball, fertig. Mit 30 Gramm ist das System sehr leicht, bietet aber auch nur ein Zuglimit von rund 25 kg – ist also definitiv ein Produkt, das nur zum Ziehen von Kindern gedacht ist. Und da kristallisiert sich auch schon der größte Unterschied heraus: Das BikeZipper-System verfolgt einen anderen Ansatz als die Konkurrenz im Testfeld. Hier geht es weniger darum, den Mountainbike-Nachwuchs lange Trails den Berg hinaufzuziehen. Stattdessen steht eher der Alltags-Einsatz für noch nicht allzu fortgeschrittene Radfahrer*innen im Vordergrund: Ein kurzer Support an etwas steileren Rampen, der alternative Einsatz an Laufrad oder Bobbycar oder der Weg zum Kindergarten, wenn es langsam, aber stetig bergauf geht.

Auf dem Trail Okay, „auf dem Trail“ trifft es beim BikeZipper nicht wirklich, denn statt auf rumpeligen Waldwegen fühlt sich das System eher auf Straße oder Schotter wohl. Die Installation ist schnell gemacht: Das Klettband wird um den Vorbau geschlungen, festgedrückt, fertig. Die Kork-Kugel funktioniert super: Sie lässt sich selbst während der Fahrt leicht greifen und ausziehen, ohne dass der (vierjährige) Testfahrer irritiert wird. Im Gegensatz zu den meisten anderen Testkandidaten ist der BikeZipper nicht dafür gedacht, irgendwo eingehängt zu werden, stattdessen zieht man das Kind sanft mit der Kugel in der Hand. Anfänglich war es im Testzeitraum so, dass sich der Tester automatisch am Hinterrad des Fahrers orientierte und teilweise in diese Richtung lenkte – nach einer Probefahrt war auch für ihn klar, dass er einfach geradeaus weiterfahren kann. Wichtig für den oder die Fahrer*in ist, dass man die Zughand nicht ganz nah am Körper führen sollte, sondern etwas seitlicher, damit das Kind nicht gegenlenken muss. Ganz kleiner Wermutstropfen: Das Zugseil könnte für den Einsatz mit dem Rad gerne noch etwas länger sein.

Ja, der BikeZipper tanzt etwas aus der Reihe, wenn man sich das Testfeld mal anschaut. Denn für lange Uphills, erst recht im Gelände, ist der Winzling mit Kork-Griff nicht gedacht – das wird aber auch so kommuniziert. Dafür allerdings haben wir das System im Testzeitraum erstaunlich oft genutzt, denn gerade für sehr junge Fahrradanfänger*innen ist das System perfekt: Es ist leicht, simpel zu bedienen und ideal für kurze Steigungen, die mit dem Laufrad oder dem ersten Bike mit nur einem Gang noch schwer sind. Must-have für alle jungen Zweirad-Enthusiasten!

Bergauf fahren muss natürlich sein – allerdings sind manche Berge dann vielleicht doch zu lang oder zu steil für den Nachwuchs. In diesem Jahr hat auch Ride Shotgun ein Abschleppseil entwickelt, das die Auffahrt angenehmer machen soll. Das bis knapp 3 m lange Seil ist elastisch, sodass das Kind nicht von ruckartigen Bewegungen überrascht wird. Befestigt wird das Tow Rope mit einer Schlaufe am elterlichen Sattel. Mithilfe einer Vorbauschlinge und wahlweise zusätzlich einem Karabiner wird das Seil dann am Kinder-Mountainbike fixiert. Um das Seil vor und nach der Auffahrt zu verstauen, kann man es entweder in den eigenen Rucksack packen – oder das Seil in einem separat erhältlichen Hip Bag verstauen.

Im Detail Wir hatten das System bereits einmal separat ausprobiert (Kids Ride Shotgun Tow Rope Test) und ergänzen die Testeindrücke daher hier nur. Mit 169 Gramm ist das Seil leichter als vom Hersteller angegeben. Das Zugseil an sich ist ohne Schlaufen 1,10 m lang und besteht aus einem elastischen Polyester-Material. Während auf der einen Seite eine große Schlaufe vernäht ist, befindet sich auf der anderen Seite eine kleinere Schlaufe mit Karabiner und einem 5 mm starkem Paracord-Seil. Zur „Installation“ muss man nicht viel sagen – diese läuft so wie bei den anderen Bungee-Seilen im Test: Die große Schlaufe wird einmal um die Sattelnase des Zugfahrrades gelegt, beim Kinderfahrrad wird das Paracord-Seil unter dem Vorbau arretiert. Für noch mehr Sicherheit kann man alternativ auch hier den Karabiner zu Hilfe nehmen.

Auf dem Trail Die Fahrt fühlt sich, wenn man den zu ziehenden Tester fragt, sehr angenehm und entspannt an: Sobald das Zugpferd lostrabt, längt sich das Seil und das Kind hat genug Zeit, die Beine auf die Pedale zu stellen, sich zu sortieren und ebenfalls loszurollen. Neben der problemlosen Fahrt auf Asphalt sind auch Zugpassagen auf steileren Abschnitten oder leichten Trails kein Problem – stockt es mal kurz, gleicht das flexible Seil dies sanft aus, ohne das Kind im Anschluss nach vorne zu katapultieren. Hier verhält sich das Kids Ride Shotgun Tow Rope ähnlich sanft wie TowWhee (längt aber leider über einen Meter kürzer) und definitiv hochwertiger als die Günstig-Variante von Amazon. Oben angekommen, wird das Seil eingerollt und im optional erhältlichen Hip Bag oder wahlweise im Rucksack verstaut.

Das Kids Ride Shotgun Tow Rope hat eine so simple wie nützliche Funktion: Den Bike-freudigen Nachwuchs entspannt auch mal längere Anstiege hinaufziehen. Reicht die Muskelkraft nicht mehr aus, hilft das flexible Abschleppseil: kinderleichte Anbringung, gute Verarbeitungsqualität und viel Komfort beim Uphill – lediglich eine Tasche (wie der optional erhältliche Hipbag) oder ein Rucksack zum Verstauen muss auf der Tour zwangsläufig dabei sein, denn wie alle Bungeeseile ist auch das Tow Rope nicht gerade kompakt. Für Biker-Familien, die häufig zusammen mit dem Nachwuchs auf den Berg shutteln, ist das Ride Shotgun Tow Rope ein praktischer und komfortabler Helfer.

Wie auch bei kommit und BikeZipper handelt es sich beim Kidreel um eine Seilzug-Konstruktion, die fix am Fahrrad befestigt wird. Die Schleppleine verfügt über einen ergonomischen Griff. Muss der Nachwuchs abgeschleppt werden, schnappt sich die ziehende Person einfach den Griff, der Seilzug rollt sich aus und der Anstieg kann kommen – gezogen wird einhändig. Für längere Anstiege lässt sich der Kidreel-Griff auch an der Sattelklemme des Zugfahrzeugs einhängen. Das System kostet 55 €.

Im Detail Trond Hansen war mal einer der besten Mountainbike-Freerider – mittlerweile ist er Papa und hat sich unter anderem als erfolgreicher Kickstarter-Projektleiter einen Namen machen können. Das Kidreel entstand als Idee aus seinem persönlichen Alltag, als er feststellte, dass sein Sohn die Anstiege alleine nicht gut bewältigen konnte. Also machte er sich Gedanken – heraus kam Kidreel. Der Unterschied zu den meisten anderen Zugsystemen im Testpool: Kidreel wird seitlich am Kinderrad befestigt und kann dort, einmal arretiert, auch sicher verbleiben. Damit dies kratzer- und rutschfrei gelingt, ist die Innenseite des Gehäuses gummiert. Mithilfe des flexiblen, austauschbaren Straps lässt sich das Gehäuse sicher und schnell am Rad befestigen. Der Griff ist T-förmig und lässt sich so entweder entspannt zwischen Zeige- und Mittelfinger positionieren. Alternativ hat der Griff die perfekte Breite, um ihn zwischen den Sattel-Rails des Zugfahrrades einzufädeln und das Kind ohne Zuhilfenahme der Hände bergauf zu ziehen.

Auf dem Trail Das System funktioniert simpel: Mithilfe des Straps vorn am Oberrohr festzurren, fertig. Wie auch beim BikeZipper oder kommit gilt hier: Problemlos während der Fahrt bedienbar! Dank des großen Griffs lässt sich das System auch beim Dahinrollen spontan von der ziehenden Person greifen und bedienen. Für kürzere Uphills oder/und leichtere Fahrer*innen funktioniert das einhändige Ziehen auch dank des gut in der Hand liegenden Griffs gut, für längere Touren kann der T-Griff auch zwischen den Sattelstreben positioniert werden. Für längere Uphill-Shuttles auf unebenem Gelände ist das Kidreel nicht ideal – dafür fehlen auf Dauer der Komfort und die Seillänge, den die Bungee-Varianten bieten. Beim Loslassen des gespannten Seils sollte man etwas Vorsicht walten lassen: Die Feder ist sehr stark und lässt den harten Griff ziemlich deftig zurück in die Box schnappen. Kidreel selbst empfiehlt, den Griff erst zur Hälfte einrollen zu lassen, bevor man ihn loslässt.

Als eins von zwei Systemen, das direkt am Kinderbike zum Einsatz kommt, hat das Kidreel-System einen praktischen Vorteil: Es kann dauerhaft am Bike belassen werden. Wenn es gebraucht wird, kann es während der Fahrt vom Ziehenden gegriffen werden – schon lässt sich das Kind einhändig entspannt Steigungen hochziehen. Ist man oben, fährt das Kind einfach vorbei und der Griff wird losgelassen. Aufgrund des nicht dehnbaren Seils und der relativ kurzen Länge ist es eher weniger für lange Trail-Auffahrten gedacht.

Robert Rieger und Frank Hofmann sind nicht nur begeisterte Biker, sondern hatten nach eigener Aussage zusätzlich nach einer Möglichkeit gesucht, mit der ganzen Familie im Wald und bergauf mit Spaß unterwegs zu sein. Nicht zuletzt auch, weil Robert selbst Betreiber des Trailparks Heumöderntrails in Treuchtlingen ist. Nach diversen Prototypen sprang so das kommit-System heraus, mit dem man den Nachwuchs auf einem Kinder-Mountainbike den Berg hochziehen kann. Natürlich durfte kommit nach unserer Vorstellung in diesem Testfeld nicht fehlen.

Im Detail Als eins von drei Zugsystemen, die auf Spulen aufgerollt werden, geht kommit als einziges Produkt im Testfeld mit fixer Montage am Sattel an den Start. Das in Bayern entwickelte System ist hochwertig verarbeitet und besteht aus einem abgerundeten, kleinen Kasten, in welchem sich die Spule und das dünne, aber stabile Seil befinden. Es kann bis auf rund 215 cm ausgezogen werden und bleibt dank der integrierten Feder dauerhaft auf Spannung. Zur besseren Erkennbarkeit ist es quietsch-orange und beinhaltet zusätzlich einen kleinen Karabiner, den man für alternative Abschlepp-Montagen nutzen kann. Dieser ist sicher und wackelfrei auf der Unterseite installiert und schnell griffbereit. Für 59,95 € geht das kleine und unauffällige System über die Theke.

Auf dem Trail Statt einhängen heißt es beim kommit-System erst mal schnüren – und zwar den dünnen Spanngurt um die Sattelstreben. Bis man den Spanngurt durch Streben und Gurtschließe gefummelt hat, dauert es je nach Enge der Sattelstreben etwas. Zum Abschluss wird das kommit-System noch etwas zurechtgeruckelt, bis es fest unter den Streben sitzt – fertig. Für möglichst viel Grip ist die große Schlaufe gummiert und wird dann einfach um die Vorbauschrauben des Kinderbikes geschlungen. Sollte die Schlaufe wider Erwarten kein Halt finden – beispielsweise aufgrund der Vorbaukonstruktion – lässt sich diese einfach mithilfe des Karabiners unter dem Vorbau kombinieren und schafft auf diese Weise eine stabile Verbindung zum Kinderrad.

Im Vergleich mit den dehnbaren Abschleppseilen benötigt man für das kommit-System etwas mehr Sorgfalt beim Anfahren, denn eine Dehnung des Zugseils ist hier nicht vorgesehen. Daher: Etwas langsamer anfahren, um Ruckeln zu vermeiden. Konstruktionsbedingt ist daher ein Hochziehen bei richtigen Trails mit sehr unregelmäßigem Untergrund eher mit Vorsicht zu genießen, da die Fahrfehler-verzeihende Dehnung des Seils fehlt. Auf Asphalt, normalen Waldwegen oder Gravel-Pisten gibt es hingegen absolut keine Probleme, auch die rund 2 Meter Länge des Seils reichen aus. Sehr angenehm ist die Bedienung während der Fahrt: Ist das Kind sicher einhändig unterwegs, kann es die kommit-Schlaufe problemlos selbstständig um den Vorbau legen, wenn man etwas näher beieinander fährt. Ist der Anstieg geschafft, ist es ebenso schnell wieder gelöst – einmal losgelassen, zieht es sich zügig in den Spulenkasten ein.

Die Montage unter dem Sattel ist sinnvoll und unauffällig, die Qualität des kommit-Systems hoch. Das System wickelt sich zügig, aber nicht zu schnell ein und lässt sich nicht zuletzt dank der gummierten Schlaufe komfortabel sogar während der Fahrt vom Kind selbst am Vorbau einhängen. Die Beschränkung auf 90 kg Zuggewicht ist sicherlich konstruktionsbedingt – allerdings fällt damit ein Teil der Erwachsenen raus. Mit einem etwas höheren Limit könnte das System ein noch breiteres Publikum ansprechen.

„Viel Spaß mit Ihrer Familie oder Freunden. Lange Bergaufwanderungen sind nicht so einfach, dies ist eine Herausforderung, bei der Sie möglicherweise die Kraft der Einheit brauchen.“ Natürlich, die Kraft der Einheit! Halleluja. Wer derartig blumig über ein Produkt schwadroniert, hat wahrscheinlich den Google Translator genutzt – und das ist beim Versandriesen Amazon zumeist ein Zeichen dafür, dass eine Firma aus Fernost auf einen Trend aufgesprungen ist. In diesem Fall auf den des boomenden Fahrradabschleppseil-Marktes. So ist es auch in diesem Fall, denn das Noname-Zugseil sieht dem Bungee-Original täuschend ähnlich. Für lächerlich günstige 13,99 € geht das Zugseil ohne Markennamen über die virtuelle Ladentheke.

Im Detail Man muss nicht zweimal hinschauen, um festzustellen, an welcher Marke sich diese Kopie aus Fernost orientiert. Aber Optik ist das eine – die Funktion ist eine ganz andere Baustelle. Schauen wir uns doch mal etwaige Gemeinsamkeiten und Unterschiede an. Da wäre zunächst die Konstruktion: Auch das Noname-Seil besteht im Kern aus einem elastischen Seil, das mit einer stabilen, gekräuselten Nylonhülle ummantelt ist. Ebenfalls sind an beiden Enden Schlaufen vernäht. Dabei ist die eine Schlaufe für die Umschlingung der Sattelnase etwas länger gehalten, die andere für den Karabiner gedacht. An diesem wiederum ist eine straffe Reepschnur befestigt, die wie bekannt am Vorbau befestigt wird.

Ein besonderes Merkmal ist die Nylon-Ummantelung, in der Reflex-Streifen eingenäht sind. Abgesehen davon, dass man solche Zugsysteme eher weniger im Straßenverkehr und noch weniger bei Nacht verwenden sollte, ein nettes Gimmick. Apropos Nähte: Spätestens, wenn man genauer hinschaut, erkennt man, dass die Schlaufen nicht annähernd so sorgfältig und präzise vernäht sind wie die der teureren Bungee-Konkurrenzprodukte. Auch die Reepschnur, aus der seitlich das Innenleben herausschaut, wirkt billig. Insgesamt also: Robust – ja. Schön verarbeitet – nein.  Mit 155 cm Länge ist das Zugsystem mit Abstand das längste Seil im nicht ausgezogenen Zustand – aber dafür im gedehnten Zustand von 2,65 Metern trotzdem weit über einen Meter kürzer als das TowWhee. Etwas schwerer als das TowWhee ist das Seil ebenfalls.

Auf dem Trail Die Funktionsweise ist identisch zu den Modellen von TowWhee und Kids Ride Shotgun. Schlaufe um die Sattelnase, zurechtrücken, Reepschnur um die Vorbauschrauben des Kinderfahrrades, fertig. Aufsitzen! Das elastische Seil sorgt auch hier für einen sanften, verzögerten Anzug, sodass das Kind entspannt losfahren kann. Ein durchaus spürbarer Unterschied liegt im Seil: 2,65 Meter ist auch das Shotgun-Seil lang, aber dennoch merkt man im direkten Vergleich mit den anderen Bungee-Seilen, dass sich diese angenehmer dehnen. Dennoch ist klar: Unkomfortabel ist das Noname-Seil definitiv nicht – auch Erwachsene lassen sich mit dem Seil problemlos ziehen; laut Beschreibung ist auch dieses Seil bis 225 kg Zugkraft freigegeben. Wie es sich im Langzeittest über mehrere Monate und Jahre bei häufiger Nutzung verhält und ob Nähte und Verarbeitung mit dem teuren Pendant mithalten können, konnten wir noch nicht testen. Im kurzen Testzeitraum gab es keinen Grund zur Beanstandung.

Die Funktion des Billigheimer-Systems geht in Ordnung: Auch wenn die Verarbeitung nicht hübsch ist, erledigt auch das günstige Amazon-Seil seinen Job zufriedenstellend, wenn auch nicht vergleichbar mit der Bungeeseil-Konkurrenz. Dass so dreist kopiert wird, hinterlässt allerdings einen unangenehmen Nachgeschmack – sogar offizielle Fotos anderer Hersteller werden in der Verkaufsbeschreibung genutzt. Auch die Verarbeitung liegt unter dem Level aller anderen Testprodukte – dem niedrigen Preis aber angemessen.

Das TowWhee-Abschleppseil ist der Gary Fisher der Abschleppseile: Seit rund zehn Jahren ist das Bungeeseil bereits auf Familientouren im Einsatz und wurde bis zum heutigen Tag entsprechend perfektioniert. Das Produkt gibt es mit verschiedenen Montage-Möglichkeiten (Quick Loop und Karabiner oder Fast Stem Hook) und kostet 55 € mit je einer der beiden Befestigungsmöglichkeiten oder 60 € in der Kombination. Neben dem originalen TowWhee-Seil gibt es noch Spezial-Varianten für den Einsatz im Winter, extra-stabile Modelle für das Ziehen von Erwachsenen oder die nochmals robustere Moto-Variante für das Ziehen von E-Bikern oder Motorradfahrern, falls mal der Motor streikt oder die Batterie leer ist. Wir haben uns für unseren Vergleichstest die rote Originalvariante angeschaut.

Im Detail Das TowWhee-Seil ist mit 115 cm (plus Schlaufen) angenehm kompakt und wiegt ohne Karabiner nur etwas über 100 Gramm. Beidseitig sind großzügig dimensionierte Schlaufen vernäht. Hier präsentiert sich das TowWhee sehr hochwertig verarbeitet – im direkten Vergleich zur Günstig-Kopie sitzt jeder Stich, nirgendwo schaut ein Faden hervor, die Reepschnur wirkt robust und ohne lose Enden – so präsentiert sich das System allein optisch vertrauenserweckender. Für die Befestigung am Kinderbike hat TowWhee mehrere Möglichkeiten vorgesehen: Entweder per Quick Loop & Karabiner-Set, bei dem der Karabiner an einer Schlaufe um das Steuerrohr befestigt wird, oder dem Fast Stem Hook, der wie bei den anderen Systemen per Reepschnur um die Vorbauschrauben gelegt wird und so bei Spannung fixiert wird. Wir haben für unseren Test beide Varianten ausprobiert. Wie die anderen Bungeeseile ist auch das TowWhee bis 225 kg freigegeben und kann daher auch für schwerere Personen genutzt werden.

Auf dem Trail Wie von dieser Art Zugsystemen bekannt, wird zunächst eine der Schlaufen um den Sattel des Zugfahrrades gelegt. Im Anschluss geht es an die Befestigung am Kinderrad: Die schnellste Variante ist das einfache Umlegen des Fast Stem Hook um den Vorbau, als Alternative legt man die Quick Loop-Schlaufe wie einen Kragen um das Steuerrohr, zieht das eine Ende durch das andere und kann nun den Karabiner daran befestigen. Vorteil dieses Systems ist die dauerhafte Verbindung im Vergleich zum Fast Stem Hook. Also? Los geht’s! Butterweich dehnt sich das TowWhee-Seil, sobald man anfährt: Sanft geht es für die zu ziehende Person voran. Bis auf 4 Meter (Rekord im Testfeld) kann sich das Zugseil dehnen, was besonders auf Trails sehr angenehm ist: Kontrolliert kann das Kind trotz gespannter Leine gut manövrieren, dabei ruckt nichts. Die stärkere Dehnung trotz kürzerer eingezogener Gesamtlänge macht sich gerade im Vergleich zum Günstig-Noname-Seil positiv bemerkbar.

Das Zugseil von TowWhee ist leicht, super flexibel, bietet auch auf Uphill-Trails besten Komfort und verfügt zudem über verschiedene Montage-Möglichkeiten. Von allen Bungee-Seilen erledigt das TowWhee seinen Job am besten!

Abschließend kann man sagen: Keines der getesteten Zugsysteme ist schlecht. Vielmehr haben wir versucht, möglichst vielfältig die Anwendungsbereiche abzubilden – und das tun die Systeme in ihrer Gesamtheit. Folgend listen wir auf, welche Systeme für welche Einsatzbereiche am besten funktionieren.

… BikeZipper oder Kidreel. Für Laufrad-Enthusiasten und die ersten richtigen Fahrradversuche eine ideale Wahl, wobei Kidreel dank der höheren Gewichtsfreigabe auch für ältere Kinder oder kurzzeitig Erwachsene noch einen breiteren Einsatzbereich mitbringt – dafür ist BikeZipper flexibler und lässt sich auch an Bobbycar oder Schlitten nutzen.

Es geht rein um den Preis? Dann das Noname-Seil für billige 14 €. Gute Qualität erkauft man sich damit allerdings nicht – wir empfehlen, hier ein paar kleine Scheine mehr zu investieren und sich bei den „richtigen“ Marken umzuschauen. Lohnt sich auf Dauer definitiv mehr!

… TowWhee oder Kids Ride Shot Gun. Beide Bungee-Seile bieten eine hohe Qualität, einen guten Komfort und liegen preislich auf ähnlichem Niveau. Bonus: Beide Systeme sind mit 225 kg Zugkraft ausnahmslos auch für Erwachsene freigegeben.

… das Kommit-System. Unauffällig unter dem Sattel verstaut, bleibt das System dort immer am Zugfahrrad an Ort und Stelle und kann Lasten von bis zu 90 kg ziehen. Bonus: Die leichte Montage während der Fahrt.

Mittlerweile gibt es richtig viele Zugsysteme am Markt. Keines ist wirklich schlecht – wenn man von manchen starken Preis- (und damit Qualitäts-)unterschieden mal absieht. Unser bunt gemischtes Testfeld bildet, stellvertretend für die Vielzahl der käuflichen Varianten, ein großes Spektrum ab: Für die Kleineren sind "Immerdran"-Systeme wie BikeZipper, Kidreel und kommit ideal, die älteren Kids oder auch konditionell schwächere Erwachsene kommen besonders mit den dehnbaren Seilsystemen von TowWee oder Kids Ride Shotgun auf ihre Kosten. Abschließend stellten wir im Verlauf des Tests fest, dass Familien mit radbegeisterten Kindern auf jeden Fall generell von Abschleppseilen profitieren können – denn so lässt sich sowohl die Reichweite der Tour als auch die Motivation maßgeblich verlängern.

Welches der Zugseile ist dein Favorit?

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