Im Wochenbett braucht unser Körper Ruhe und Zeit zur Regeneration. Wenn der Wochenfluss direkt nach der Geburt läuft, darf es nirgends zwicken und kneifen. Genau dafür gibt es passende Wochenbettunterwäsche, die exakt auf diese Bedürfnisse angepasst ist. Worin unterscheiden sich die verschiedenen Anbieter? Wir wollten es genau wissen, und ließen zwei Mütter in ihrem Wochenbett verschiedene Marken testen und miteinander vergleichen.
Um den sogenannten Wochenfluss nach der Geburt aufzusaugen, braucht es mehr als eine einfache Einlage. Unser Unterleib ist durch die Geburt extrem empfindlich und es bestehen etwaige Geburtsverletzungen. Normale Unterwäsche ist dann häufig nicht optimal, sondern zu eng und sehr unbequem. Außerdem kann sie die große extradicke Einlage nicht gut halten, die man braucht, weil neben Blut auch Schleimhaut, Wundsekret und Gewebereste aufgesaugt werden müssen. Das kann manchmal mehrere Wochen dauern und dabei regeneriert sich unser Körper von selbst und die Wunde heilt langsam aus.
Daher bekommt eine Frau, die frisch entbunden hat, von ihrer Hebamme/Doula oder auf der Geburtsstation im Krankenhaus Netzhöschen mit dicken Wochenbetteinlagen. Das ist eine Variante, wie man diesen speziellen Ausfluss auffangen kann. Die Netzhöschen trägt man mit den Einlagen, die man danach entsorgt. Die Höschen könnt ihr mehrfach waschen und wiederverwenden.
Viel bequemer und mit weiteren Vorteilen ausgestattet sollen da sogenannte Wochenbettslips sein. Man kann sie ebenfalls waschen und auch noch längere Zeit nach der Geburt weiter tragen, wenn der Bauch noch nicht zurückgebildet ist. Einige Marken versprechen, dass man ihre Slips auch ohne Binde im Wochenbett tragen könne. Unser Test zeigt, ob und wie gut sie die dicken Einlagen ersetzen können.
Es gibt inzwischen viele Marken, die Wochenbettunterwäsche anbieten. Darunter einige Periodenslip-Brands wie Ooia, Kora Mikino oder The Female Company, die ihre saugstarken Slips auch fürs Wochenbett empfehlen. Daneben gibt es Marken wie MyClarella, die eigens einen Wochenbettslip kreiert haben. Die folgenden Marken (bis auf eine) haben unseren zwei frisch gebackenen Müttern jeweils zwei Exemplare zukommen lassen, die dann von August bis September 2022 direkt im Wochenbett getragen wurden. Der Ooia Slip wurde nur von einer Mama getestet.
MyClarella ist die preisgünstigste Unterhose im Test, die direkt für das Wochenbett und die Bedürfnisse nach der Geburt entwickelt wurde. Unsere Kolleginnen testeten die Mama Panty, die ihr für 19,90 € bei MyClarella bestellen könnt. Die Mama Panty kann von der Schwangerschaft bis zum Wochenbett getragen werden. Da müsst ihr allerdings zusätzlich eine Einlage verwenden, um den Ausfluss aufzusaugen.
Hinter der Marke steckt die Gründerin und Mutter Clara Fiorella Teschner. Sie gründete ihr StartUp für Pflegeprodukte rund um Schwangerschaft und Wochenbett, um (werdende) Mütter optimal in dieser Zeit zu unterstützen. MyClarella bietet neben der Wochenbett-Panty auch ein Wochenbett-Kit, ein Healing-Bundle mit Pflegeprodukten für die vaginale Geburt und viele nützliche Cremes und Utensilien für Geburt und Stillzeit.
Optik & Hautgefühl
Beide Testerinnen waren sehr zufrieden mit der Optik und fanden den Stoff angenehm. Es gab viel Platz für die Einlagen.
Beide fanden, dass die Pantys am Bauch nicht einschneiden und bequem sitzen. Der Bund wurde als "angenehm weich" beschreiben. Nur bei einer Testerin verrutschte die Einlage beim Gehen immer wieder. Die andere Testerin fand das gar nicht. Das ist also sehr individuell.
Die MyClarella-Pantys sind keine Slips mit aufsaugender Funktion, sondern sollen besonders weich und atmungsaktiv unterstützen und die Einlage gut halten. Beide Mütter fühlten sich damit sicher auch bei großen dicken Binden.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis wurde hier gut bewertet, da man sie vor allem schon ab der Schwangerschaft, im Wochenbett und auch darüber hinaus noch tragen kann. Im Vergleich zu den anderen Marken hat die MyClarella-Panty den günstigsten Preis.
Ich würde sie weiterempfehlen, weil mir vor allem auch die Optik gefällt. Allerdings nicht für längere Spaziergänge. Da ist sie mir schnell nach hinten gerutscht.
Ooia ist eine Brand für saugfähige Periodenunterwäsche, die ihre stärkeren Slips auch fürs Wochenbett geeignet hält. Das Female Empowerment Startup bietet neben den Slips auch saugfähige Still-BHs und auch Beachwear für die Tage der Periode an. Zu Ooia solltet ihr wissen, dass alle Slips das umstrittene Silberchlorid (ohne Nanopartikel) verwenden, das Expert*innen als umweltschädlich einstufen bzw. potentiell schädlich zur Haut.
Die Auswahl der Oooia Wochenbett-Slips ist groß, da es sich um die Periodenslips handelt, die für die stärkeren Tage gedacht sind. Unsere Kollegin durfte die Hipster Strong im Größe M testen, die ihr für 39,95 € im Ooia-Shop kaufen könnt. Sie ist also deutlich teurer als MyClarella. Der größte Unterschied: Man soll sie ohne Einlagen tragen können. Reicht das wirklich für den Wochenfluss aus?
Optik & Hautgefühl
Unsere Testerin erinnerte der Stoff des Slips eher an eine Badehose, sie fand die Optik aber okay. Sie trug sie allerdings mit Einlage.
Das Höschen an sich passte gut, nur der Bund mit Gummiband schnitt stark ein und wurde auf Dauer unbequem empfunden. Im Gegensatz zur MyClarella verrutsche der Testerin hier jedoch die Einlage nicht. Das war ein großer Pluspunkt.
Die Slips sollen eine Saugkraft von bis zu fünf Tampons haben. Dies bezieht sich jedoch auf die Periode. Der Wochenfluss ist bei den meisten Frauen deutlich stärker und beinhaltet auch mehr Gewebe, so dass eine Einlage von Nöten ist. Unsere Testerin würde sie nicht ohne Binde im Wochenbett empfehlen, da er dann anfängt zu riechen und den dickflüssigen Ausfluss nicht mehr halten kann.
Unsere Testerin bewertete das Preis-Leistungs-Verhältnis nur als "ausreichend". Wer einen starken Ausfluss hat, müsste den Slip ohne Einlage alle 2 Stunden ca. wechseln. Dann bräuchte man mehrere Slips und ist schnell bei über 100 €.
Kora Mikino gehört ebenfalls zu den Periodenslip-Brands und bietet eine Vielzahl von Unterwäsche für die Periode an. Das Team rund um Gründerin Julia möchte die Themen Periode und Ausfluss revolutionieren und enttabuisieren. Fürs Wochenbett wurde zwei Modelle mit extra saugstarkem Material verwendet, die unsere Frauen auch testen durften.
Der Doppelpack, bestehend aus den Modellen Serena und Naomi, kostet euch bei Kora Mikino 66,90 €. Einzeln liegen die Preise etwas anders: Naomi kostet 24,95 € und die High Waist Serena 39,95 €. Die Marke gibt an, keine Silberpartikel bei den Wochenbett-Panties zu verwenden, denn die Einlage besteht aus Polyester, Micromodal und Baumwolle.
Kora Mikino selbst empfiehlt die Slips nicht direkt im Frühwochenbett, sondern erst ein bis zwei Wochen nach der Geburt. Es sei denn, man trägt sie direkt mit Einlage. Das Modell Naomi wurde von einer Testerin, Serena von beiden Kolleginnen getragen.
Optik & Hautgefühl
Modell Naomi: Die High Waist wurde als sehr schön empfunden und hatte laut Testerin die beste Haptik.
Modell Serena: Hier gehen die Meinungen sehr auseinander: Die Testerin, die das Modell Naomi auch mochte, findet Serena ebenfalls schön. Die andere Mama fand die Verarbeitung weniger gut, aber das Material weich und angenehm.
Modell Naomi: Die Testerin mochte den hohen Bund, der über den Bauch geht. Sie würde allerdings eine größere Größe empfehlen und fand, dass der Sitz nach einigen Waschgängen etwas nachgab.
Modell Serena: Kritisiert wurde von einer Mama, dass der Bund am Bauch einschnitt und sie die Hose daher am Bund umfalten musste. Die andere Testerin hatte damit kein Problem. Das ist also individuell, ob man High Waist eben mag oder nicht.
Modell Naomi: Wie von der Brand selber empfohlen, bestätigt auch unsere Testerin, dass man den Slip im Frühwochenbett nicht ohne Einlage tragen kann. Sie fand sogar, dass er auch bei geringerem Ausfluss wenig Sicherheit bot.
Modell Serena: Die Mama, die mit der Optik und dem Bund eher unzufrieden war, trug sie sogar ohne Einlage und war überrascht: Sie hielt fast 6 Stunden bei mittelstarkem Wochenfluss durch. Die Testerin, die beide Modelle trug, fand jedoch auch hier, dass sie ohne Einlage nichts aushält.
Modell Naomi: Unsere Testerin findet den Preis angesichts dessen, dass es "nur eine normale Unterhose mit hohem Bund sei" nicht angemessen. Doch als Alternative zu Netzhöschen fand sie sie super, weil sie angenehm zu tragen und blickdicht sind.
Modell Serena: Beide Trägerinnen empfinden den Preis von 39,90 € als zu teuer. Kritisiert wurde, dass die Verarbeitung dafür nicht gut genug sei und man für das Geld dann mehr erwartet hätte.
Die dritte Period Brand, die auch Wochenbettslips anbietet, ist The Female Company. Die zwei Gründerinnen stehen für "Bio-Periodenprodukte, deren Baumwolle frei von schädlichen Stoffen ist und mit Gyns und Hebammen entwickelt wurden". Neben der Periode bieten sie auch Produkte fürs Wochenbett, wie eine Wochenbettbox mit Pflegeprodukten, Wochenbetteinlagen und eine sogenannte "Mamma Panty", die sie als "absorbierende Unterwäsche fürs Wochenbett" anpreisen. Das heißt, man könnte den Slip theoretisch ohne Einlage nach der Geburt tragen.
Die Panty gehört zu den preislich intensiveren und ist für 39,90 € bei Female Company erhältlich. Die Brand verzichtet nicht auf Silber und gibt an, dass die Membran der Slips Silberchlorid enthalten, aber keine Nanopartikel. Konnte sie unsere Testerinnen im Wochenbett überzeugen?
Optik & Hautgefühl
Auch hier sieht man wieder: Die Geschmäcker sind verschieden. Die Testerin, die die Verarbeitung bei Kora Mikino kritisierte, findet The Female Company super: "Rundum schöner Slip, angenehmes Material". Die andere Trägerin mag den Stoff, aber leider nicht den Schnitt.
Ebenso kritisiert die andere Trägerin den Sitz: Das Höschen schneidet ihr am Bund ein, weil ihr die Bundhöhe zu weit oben ist. Hier hat eine Mama den Tipp, dass man den Slip dann umschlagen kann. Man muss einfach den Sitz einer High Waist mögen, um sich darin wohl zu fühlen.
Die Mama, die den Slip optisch schön fand, lobt auch die Saugfähigkeit, die ähnlich wie bei dem Modell von Kora Mikino sein soll. Doch leider stört sie hier auch die Geruchsbildung, die entsteht, wenn man den Slip ohne Einlage trägt. Die andere Mama hat ihn nur mit Einlage getragen, weil er ihren Ausfluss sonst nicht gehalten hätte.
Eine Testerin meint, dass sie den Preis okay findet, wenn man den Slip danach noch als Periodenunterwäsche weiter trägt, weil hier die Verarbeitung gut sei. Die andere Mama findet knapp 40 € "einfach zu viel für eine etwas breitere Unterhose".
Die Meinungen der Testerinnen war sehr verschieden, nur in wenigen Punkten waren sie sich einig. Das ist auch klar, denn jede Frau hat verschiedene Ansprüche an Unterwäsche und hat ein ganz anderes Körperempfinden nach der Geburt. Eine klare Kaufempfehlung gab es nur für diese Marken:
Bei den anderen Marken gingen die Meinungen sehr auseinander. Das heißt jedoch nicht, dass das Produkt an sich kein geeigneter Slip nach der Geburt wäre. Letztlich kommt es eben auf das individuelle Trage- und Körpergefühl an.
Das Wochenbett ist eine körperlich so herausfordernde Zeit, dass man wirklich keine Lust hat, sich mit engen unbequemen Slips oder Höschen herumzuärgern. Der Anspruch an so ein Höschen ist also klar: Es muss unbedingt bequem sein, gut sitzen und aufsaugen. Wenn es zum Aufsaugen gedacht ist, sollte es einiges aushalten können. Doch im Test kam heraus, dass das häufig nicht gegeben war bzw. nur mit Einlage. Das hat die Testerinnen eher enttäuscht.
Wenn ihr also einen sehr starken Ausfluss habt und eure Geburtsverletzungen euch total sensibel machen, kann es sein, dass euch so ein Slip nicht nützlich erscheint. Aber vielleicht findet ihr diese Netzhöschen einfach total unsexy und fühlt euch in so einem Slip viel wohler?
Die andere Frage ist die nach dem Preis: 40 € für einen Slip ist viel Geld, wenn man ihn nur für die wenigen Wochen des Wochenbetts kaufen möchte. Dann kommt ihr mit Netzhöschen deutlich günstiger. Denn bei starkem Wochenfluss hält so ein Slip nicht wirklich die gesamte Flüssigkeit auf und ihr braucht sowieso noch die üblichen dicken Binden. Dann wäre MyClarella die preisgünstigste Alternative für knapp 20 €.
"Von allen getesteten Marken, fand ich persönlich die Panties von MyClarella am besten. Da man alle Slips mit Einlagen tragen muss, waren diese die angenehmsten hinsichtlich Tragecomfort, Halt der Einlage sowie Unterstützung am Bauch. Zudem sind die Hosen so geschnitten, dass man die Panties nach dem Wochenbett sogar noch als kurze Hose fürs Schlafen anziehen kann. Das war bei den anderen Wochenbettslips mit integrierter Saugeinlage nicht möglich.
Ich hatte im Krankenhaus auch diese Netzhöschen getragen, fand die aber total schlecht. Die saßen überhaupt nicht bei mir, die Einlagen sind ständig verrutscht und wenn man aufgestanden ist, ist alles runtergefallen…. Da war ich wirklich super froh, dass ich ein paar von den Wochenbettslips im Koffer hatte."
Netzunterhosen lassen sich super waschen und somit wiederverwenden, daher war ich über das Produkt an sich verwundert. Ich habe die Netzunterhosen aus dem ersten Wochenbett aufgehoben und würde sie für das zweite Wochenbett wieder verwenden. Beim Begriff “Wochenbettunterwäsche” hatte ich erwartet, jeglichen Müll einzusparen, der Müll durch die Einlagen entsteht hier aber trotzdem. Das sollte einem bewusst sein.
Dennoch: Gamechanger! Niemand fühlt sich wohl mit Netzunterhosen und dicken Einlagen. Mit diesen schwarzen Unterhosen darf man sich zumindest wieder wie ein Mensch fühlen!
Wenn ihr zum ersten Mal schwanger seid, dann fragt ihr euch zu Recht, was da auf euch zukommt. Wir helfen euch bei der optimalen Vorbereitung für die Zeit nach der Geburt:
*Hinweis: Die familie.de-Redaktion hat das Produkt zum Test kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen. Dies hatte keinerlei Einfluss auf die Berichterstattung.